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Rahmenplan Trabrennbahn 17.08.2017 © rha

"Wenn ich den See seh',

brauch' ich kein Meer mehr!"

Rahmenplanung

Durch die Planungsbüros reicher haase assoziierte Architekten Stadtplaner Ingenieure GmbH (rha) und clubL94 Landschaftsarchitekten GmbH (clubL94) wurde im Auftrag der Stadt Recklinghausen eine Rahmenplanung für die zu entwickelnde Fläche entworfen. Das entsprechende städtebaulich-freiraumplanerische Konzept sieht "Wohnen am Wasser" auf dem Gelände der ehemaligen Trabrennbahn vor (siehe obige Abbildung).

 

Demnach ist im Zentrum der Fläche ein See in Größe des Rennbahnovals geplant. Das ehemalige Geläuf wird mit einer umlaufenden, baumbestandenen Promenade erlebbar gemacht und dient als „Gedächtnis des Ortes“. Angrenzend soll Wohnbebauung in allen Variationen entstehen und durch einen Grüngürtel inklusive Lärmschutzwall im Süden des Plangebietes von der Autobahn abgeschirmt werden. Im nördlichen Flächenabschnitt zur Blitzkuhlenstraße sollen zentrale Versorgungseinrichtungen, z.B. KiTa, Schule, Arzt, etc., entstehen.

Gutachten

Auf Grundlage des Rahmenplanungskonzepts wurden zwischen 2016 und 2018 verschiedene vorbereitende Gutachten zur Standortentwicklung von externen Gutachter-, Planungs- und Ingenieurbüros erarbeitet:

Masterplanung

Aufbauend auf der Rahmenplanung der Büros rha und clubL94 erfolgt die Konkretisierung und Qualifizierung des Konzepts im Zuge der städtebaulichen Masterplanung. Diesbezüglich wurden die Büros De Zwarte Hond und Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln im Jahr 2019 mit der Leistung der städtebaulichen Masterplanung beauftragt. In Abstimmung mit der Projektsteuerung, welche durch das Büro Diederichs Projektmanagement aus Dortmund wahrgenommen wird, erfolgte im Herbst 2019 die Vergabe der detaillierten Fachplanungen sowie weitere Gutachten:

Ab 2020 folgten weitere Fachplanungen bzw. Gutachten (u.a. Blendgutachten sowie Planung einer Lärmschutzwand).

Seit der Beauftragung der Büros De Zwarte Hond und Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen mit der Masterplanung im Jahr 2019 wurde die vormals Rahmenplanung entsprechend der Fachplanungen (u.a. Freianlagenplanung, Verkehrsanlagenplanung) kontinuierlich weiterentwickelt (siehe nachstehende Abbildung).

Masterplanung, De Zwarte Hond (Stand Juni 2023)

Nachfolgend werden die Eckpfeiler des Konzeptes der Masterplanung detaillierter beschrieben.

Städtebau

Im Zuge der Entwicklung des ehemaligen Trabrennbahnareals (Leitprojekt 1) wird die Form des ehemaligen Geläufs durch einen neu angelegten See nachgezeichnet. An seinen Rändern soll ein lebendiges und gemischtes Quartier entstehen. Ein Mix aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern sowie einigen Gebäuden mit gemischter Nutzungsstruktur (z.B. Büroeinheiten, Praxen, etc.), Einzelhandel und großen Grün- und Erholungsflächen soll für ein vielseitiges Quartier mit hohen Lebensqualitäten für alle Generationen sorgen.

 

Nutzung

Eine gesunde Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel und Freizeitangeboten sowie ein potentieller Schulstandort und eine Kita schaffen abwechslungsreiche Architektur und spannende Freiräume und garantieren ein lebendiges Quartier mit Anziehungskraft über die Gebietsgrenzen hinaus. Das Quartier der kurzen Wege zeichnet sich dadurch aus, dass alle wichtigen Versorgungsfunktionen am besten fußläufig zu erreichen sind. Damit die Infrastruktur vor Ort funktionieren kann und um den Anforderungen eines wachsenden Recklinghausens Rechnung zu tragen, ist hierfür eine bestimmte Dichte nötig.

 

Wohnen

Die Blöcke sind so aufgebaut, dass es einen Mix verschiedener Strukturen gibt. So bildet nahezu jeder Block die Verteilung des ganzen Quartiers ab. Vom freistehendenden Einfamilienhaus über Doppel- und Reihenhäusern, Stadthäusern an der Promenade bis hin zu Mehrfamilienhäusern - inkl. gefördertem Wohnungsbau. So entsteht innerhalb der Blöcke eine starke Durchmischung, die dazu beiträgt, ein lebendiges und diverses Quartier zu schaffen. Der geförderte Wohnungsbau soll ebenfalls verteilt an mehreren Stellen im Quartier realisiert werden.

 

Freiraum – der See

Zentrales Element der Freiraumgestaltung ist der rund 5,5 ha (7,5 Fußballfelder) große und an seiner tiefsten Stelle mehr als 3 m tiefe „Heidesee“. Die umlaufende Promenade mit Sitzstufen und schattenspendenden Bäumen lädt zum Spazieren und Verweilen ein. Die mäanderförmige Steglandschaft im Norden macht das Element Wasser unmittelbar erlebbar.

 

Zwei große Filterbecken (Retentionsbodenfilter), eins im Norden und eins im Süden, reinigen das Regenwasser, das auf den Dächern und befestigten Flächen des umliegenden Quartiers gesammelt wird. Dieses nährstoffarme und von Sedimenten gereinigte Wasser speist den „Heidesee“ im Wesentlichen. Zusätzlich ist der See auch mit dem Grundwasser verbunden. Schilfpolder und naturnahe Uferzonen sorgen für eine ebenfalls hohe ökologische Qualität des Sees. Die große Oberfläche des Sees sorgt im Sommer durch Verdunstung für Kühlung.

 

Der Geltungsbereich des ersten Bebauungsplans umfasst die Objekte und Elemente des Sees, der unteren und oberen Promenade, der westlichen Haupterschließung, der südlichen Landschaft inkl. Retentionsbodenfilter Süd und Ablaufgraben in Richtung Bärenbach.

 

Die südliche Landschaft

Die topographisch stark bewegte Landschaft im Süden dient zum einen als Schallschutzbauwerk gegenüber der Autobahn A2 und bietet mit ihrer bis zu 14 m über dem See gelegenen Erhebung eine tolle Aussicht über den Heidesee und das künftige Wohnquartier.

Zum anderen dient die südliche Landschaft der aktiven Erholung mit Rutschenhügel, Schaukelwald und weiteren Spiel- und Sportflächen für Jung und Alt. Ein barrierefreier Hauptweg ermöglicht allen Bewohner:innen den Ausblick in die Landschaft und auf das Quartier. Bepflanzt wird der Freiraum mit sogenannten resilienten Klimabäumen, also Bäumen, die den durch den Klimawandel veränderten Gegebenheiten aus Trockenheit und höheren Temperaturen langfristig gewachsen sind.

Energiekonzept

Ein erstes Energiekonzept sieht eine weitestgehend klimaneutrale und CO2-freie Versorgung vor. Ziel ist es, ein rechnerisch nahezu autarkes Quartier zu schaffen. Erreicht werden soll dies durch einen Niedrigenergiebaustandard bei den Gebäuden, die Nutzung verschiedener natürlicher Energiequellen: Geothermie im Bereich der östlichen Landschaft, Photovoltaikanlagen bzw. Solarthermie auf der zur Autobahn orientierten Seite der südlichen Landschaft und Photovoltaikanlagen auf allen solarrelevanten Dächern.

 

Ob das erste Energiekonzept auch die richtige Wahl für das zukünftige Wohnquartier auf dem ehemaligen Trabrennbahnareal darstellt, soll nun anhand einer Markterkundung untersucht werden. Hierbei sollen die Entwicklungen am Energiemarkt genau beobachtet werden, um die beste Entscheidung für das neue Wohnquartier zu treffen. Zudem spielt die kommunale Wärmeplanung bei dem Thema "Energieversorgung" eine wichtige Rolle. 

 

Verkehr und Erschließung

Um einen geregelten Verkehrsfluss zu garantieren, wird die Blitzkuhlenstraße im Norden ausgebaut und um zwei Kreisverkehre erweitert. Es gibt eine östliche und eine westliche Haupterschließung, von der aus über Wohnwege die jeweiligen Blöcke erschlossen werden. Straßenbegleitende Stellplätze gibt es ausschließlich entlang der Haupterschließung.

 

Eine Umfahrung des Sees mit Pkw ist nicht möglich, sodass “Schleichwege” ausgeschlossen sind und durch eindeutige Verkehrsregelungen und Konzentration der öffentlichen Stellplätze werden “Suchverkehre” auf ein Minimum reduziert.

 

Auf Grundlage der Masterplanung soll in insgesamt 6 Bebauungsplänen konkretes Planungsrecht für den Bau der Erschließungsanlagen der Freiflächen und auch der Gebäude für das gesamte Gelände geschaffen werden. Die hochbauliche Entwicklung erfolgt – voraussichtlich gegen den Uhrzeigersinn – um den See herum. Im November 2022 wurde bereits die Leistung der Aufstellung des ersten Bebauungsplans sowie dessen Umweltprüfung für das ehemalige Trabrennbahnareal vergeben.

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